Zug-Mannschaft aus Leidenschaft
Schon von weitem sehen wir eine knallbunte Fahne am Bahnsteig. Der freundliche Herr, der damit winkt, trägt Warnweste und Schaffnerkappe. Daneben ein Mann mit hellblauem Hemd und der Lizenz zum Lokfahren. Wer an einem Sonntag eine kleine Reise in den Chiemgau antritt, um mit der Lokalbahn Bad Endorf-Obing einen Ausflug zu unternehmen, der genießt ein romantisches 19. Jahrhundert-Flair. Der Enthusiasmus des Zugpersonals ist ansteckend: Mit Hingabe steuert Zugführer Franz Schauberger die sehr nostalgische, ja fast antike Diesel-Lok vom Startbahnhof Bad Endorf bis nach Obing am See, betätigt verlässlich vor jedem Bahnübergang die Warnpfeife und bedankt sich mit Handzeichen bei den Autofahrern, die brav stehenbleiben.
Nicht weniger leidenschaftlich handhabt Schaffner Mathias seine Aufgaben: Fünf Bahnübergänge müssen von Hand gesichert werden, eine einzige technische Blinklichtanlage gibt es auf der 18,3 Kilometer langen Strecke. Das heißt, er steigt jedes Mal aus, zückt seine Fahne und stellt sich in bester Polizistenmanier parallel zu den Gleisen, um für unsere reibungslose Durchfahrt zu sorgen. Unterstützung bekommt er von seinem kleinen Sohn, „Nachwuchs-Zugbegleiter“ Felix, der außerdem hilft, Fahrkarten und Limonaden zu verkaufen.